DAK-VRV fordert das deutsche Gesundheitswesen muss schneller klimaneutral werden

Wir lesen häufig, der Klimawandel hat auf verschiedene Weise negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Die Frage ist aber auch, in welchem Maße die Praktiken unseres Gesundheitswesens (Medizinprodukte, Bau und Betrieb von Kliniken) den Klimawandel befeuern und dadurch Gesundheitsrisiken verstärken. DAK-VRV fordert das deutsche Gesundheitswesen muss schneller klimaneutral werden.

Im Sinne eines zukunftsfähigen Gesundheitswesens empfehlen wir ihnen den nachstehenden Artikel, den wir als DAK-VRV vollinhaltlich unterstützen:

Die menschengemachte Klimakrise ist die größte Bedrohung für die menschliche Gesundheit (WHO, The Lancet Countdown on health and climate change). Die Folgen der Klimaerwärmung gefährden unsere natürlichen Lebensgrundlagen und betreffen mehr oder weniger alle Fachbereiche der Medizin. Hierzu zählt beispielsweise das vermehrte Auftreten akuter kardiovaskulärer, dermatologischer oder psychischer Erkrankungen im Rahmen von Hitzewellen, auf die wir in Deutschland noch immer nicht ausreichend vorbereitet sind. Besonders gefährdet sind hierbei ältere und chronisch kranke Menschen. Katastrophen wie die Flut 2021 in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz werden als Vorboten künftig häufiger zu erwartender Extremwetterereignisse gesehen.

In Deutschland ist der Gesundheitssektor für ca. 5,2 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Den größten Anteil der Emissionen machen hierbei die Medizinprodukte inklusive ihrer Lieferketten aus. Die Bundesärztekammer hat sich dafür ausgesprochen, dass das  deutsche Gesundheitswesen bis 2030 klimaneutral wird (Beschluss des 125. Deutschen Ärztetages 2021). An alle Entscheidungsträger im Gesundheitswesen wird in diesem Zusammenhang appelliert, dieses Ziel „zielstrebig, konsequent und zeitnah in Angriff zu nehmen“.

Unser gemeinsames Ziel muss die Vermeidung klimaschädlicher Treibhausgase sein, um die weltweite Begrenzung der Klimaerwärmung gemäß des Paris-Übereinkommens von 2015 zu erreichen. Zudem ist es unsere Aufgabe, die Menschen durch Anpassungsmaßnahmen vor den nicht mehr zu vermeidenden Auswirkungen der Klimakrise zu schützen. Dem Gesundheitssystem kommt dabei eine zentrale Rolle zu.

Jeder sollte sich bewusst machen, inwieweit die Entscheidungen auf dem persönlichen Handlungsfeld Einfluss auf Treibhausgasemissionen haben. Für Arztpraxen und Krankenhäuser gibt es hierfür ausführliche Empfehlungen. Hierbei sehe ich die Krankenkassen als entscheidende Partner in der Umsetzung.

Ein wichtiger Themenbereich ist die Medikation. So kann zum Beispiel durch die Umstellung von Dosieraerosolen auf Pulverinhalatoren der Ausstoß von Treibhausgasen reduziert werden. Auch bestimmte Inhalationsnarkotika sind deutlich klimaschädlicher als andere. Des Weiteren dient ein strukturiertes Vorgehen zur Reduktion von Multimedikation auch der Einsparung von Ressourcen. Praxisverwaltungssysteme zeigen zwar zuverlässig an, welches Medikament das preisgünstigste ist, das umweltverträglichste Medikament findet man auf diese Weise jedoch nicht.

Weitere Beispiele sind der nachhaltige Bau und Betrieb von Krankenhäusern und Reha-Kliniken. Werden bei der Auswahl von Reha-Kliniken Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt? Auch das große Themenfeld der Prävention bietet zahlreiche Möglichkeiten, Gesundheits- und Klimaschutz zusammen zu denken. Man denke exemplarisch an das mitunter hitzig diskutierte Thema Ernährung. Nicht zuletzt ist bei Entscheidungen im Finanzwesen darauf zu achten, dass Investitionen in fossile Energieträger konsequent abzulehnen sind.

Dr. med. Jens Kannmacher

Internist/Nephrologe

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